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23.05.2018

. / .Deutsch / Epik / Teilanalysen / B. Schlink, Der Vorleser
Stand: 16.10.2009

Bernhard Schlink: „Der Vorleser“

Im ersten Teil wird durch eine ungewöhnliche Partnerbeziehung (Asymmetrie des Alters, Machtgebaren und Missbrauch seitens Hannas, Prägung und Abhängigkeit seitens Michaels) und sehr direkte Darstellung von Sexualität in Verbindung mit einer Verrätselungstechnik (Motive und Handlungsmuster Hannas bleiben im Dunklen) Spannung und Interesse beim Rezipienten erweckt.
Im zweiten Teil wird jedoch deutlich, dass dieser Einstieg offenbar als Vehikel benutzt wird, um zum eigentlichen Thema des Romans zu kommen: der Frage nach Schuld und Verantwortung, insbesondere die juristische und moralische Aufarbeitung der NS – Verbrechen. Gleichsam leitmotivisch wird die Frage verfolgt, ob und inwieweit sich jeder Mensch schuldig mache, sei es durch Taten [vgl. Hannas „Tätigkeit“ als KZ – Aufseherin und falsches Schuldeingeständnis (s.S. 124)] oder sei es durch Unterlassungen [vgl. Michaels Verleugnung Hannas (s.S. 80) und Unterschlagung der Wahrheit beim Besuch des Richters (s.S. 153ff.)].
Der Prozess endet mit einem offensichtlichen Fehlurteil (ausgerechnet Hanna, die nachweislich den Bericht nicht geschrieben haben kann, erhält die mit Abstand höchste Strafe) und wirft damit die Frage auf, ob überhaupt eine angemessene Sühne möglich ist, wenn die Urteilenden aufgrund menschlicher Unzulänglichkeiten fehlbar sind; letztlich wird die Rolle der Justiz  generell in Frage gestellt. Schlink, der selber Jurist ist, hat mit dem Roman eine tragfähige Plattform gesucht, um solche Fragen einer breiteren Leserschaft nahe zu bringen.


Anbei einige kleinere Teilanalysen, die in Gruppenarbeit in einer 11ten Klasse erstellt worden sind.


Erzählstruktur

Der Roman ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil umfasst 17 Kapitel (S. 5-81). In ihm wird das Verhältnis zwischen Michael Berg (15 Jahre) und seiner großen Liebe Hanna Schmitz
(36 Jahre) dargestellt.
Im zweiten Teil (S. 83-157), der ebenfalls 17 Kapitel umfasst, ist der Prozess beschrieben, der Hanna wegen ihrer Vergangenheit als SS-Wärterin gemacht wird. Durch ihn wird die grausame Zeit der Judenverfolgung, insbesondere die zum Ende des Krieges, veranschaulicht.
Im dritten Teil (S. 159-207), der nur 12 Kapitel beinhaltet, geht es um Hannas Gefangenschaft, die sich über 18 Jahre hinzieht und Michaels weiteres Leben wie z.B. seine berufliche Laufbahn oder die persönlichen Probleme, die die frühe Prägung Hannas verursacht haben.
Im letzten Kapitel (S. 205-207), 10 Jahre nach Hannas Tod, beginnt Michael seine Erlebnisse aufzuschreiben.
Die insgesamt 36 Kapitel befassen sich jeweils mit einem Thema, welches meist direkt im
1. Satz angesprochen wird (Bsp.: S. 86, S.156, S.192). Außerdem resümieren die Kapitel das Dargestellte (S. 173, S. 157, S. 44).
Dadurch, dass der Ich-Erzähler in den Kapiteln nicht vorgreift,  wird Spannung aufgebaut.
Weiterhin verwendet der Autor einige Rückblenden (Bsp.: 3. Teil, Kap. 13 und 15), die Hanna in Form von Bildern ins Gedächtnis des Lesers zurückrufen. So hat der Leser die Ereignisse immer präsent und kann die unterschiedlichen Handlungsstränge miteinander verbinden. Ein Beispiel hierfür ist Hannas Grausamkeit im KZ Lager, die neben die von Michael Berg erlebte Brutalität gestellt wird und mit der Äußerung der Tochter verbunden ist (S.202).
Der Roman ist weitgehend chronologisch verfasst und trotz der Nach- und Nebenhandlung schafft die Kunstfertigkeit des Aufbaus (Technik der Bilder, auffällige Parallelen) eine Einheit.
Außerdem kann man Bezüge zu unserer heutigen Zeit herstellen: Die Unmenschlichkeit, Aggressivität und Brutalität herrschten und herrschen im Prinzip heute noch.
Der Roman vermittelt die Aussage, dass sich fast nichts verändert habe. Nur in der Intensität (in der Grausamkeit, dem Egoismus und der Verantwortungslosigkeit) gebe es Unterschiede.
Andere Perspektiven sind nur ansatzweise vorzufinden; z. B. durch Hannas Briefe (S.177/178) oder durch Wiedergabe ihrer Gespräche (S. 49; S. 55).
Insgesamt lässt sich der Roman durch die gewählte Erzählstruktur, welche Spannung aufbaut, gut lesen und kann somit beim Leser Interesse wecken.

Lena Fischer
Ina Wilkens
Katharina Bocklage
Anja Grewenkamp

Die Zeitgestaltung

Der Roman „Der Vorleser“ behandelt den Zeitraum von 1922 bis 1993, also 71 Jahre, in denen er die Lebensgeschichte Hanna Schmitz` und ihre Beziehung zu dem Ich-Erzähler Michael Berg erläutert. Der Roman ist in drei Text- und Sinnabschnitte geteilt, in denen jeweils ein spezifischer Schwerpunkt aus dem Leben der beiden Hauptpersonen behandelt wird.
Der 1. Teil, er umfasst die Seiten 5 - 82, handelt von der leidenschaftlichen Affäre Hannas und Michaels, die sich von Februar 1958 bis Sommer 1958 hinzieht. Dieses halbe Jahr, geprägt von der erotischen Beziehung der Beiden, wird sehr ausführlich erzählt und wirkt dadurch in manchen Passagen leicht zeitdehnend. Ein Beispiel dafür wäre etwa die Stelle, wo Michael  Hanna sehr genau und ausführlich beschreibt und sie beobachtet, wie sie sich ihre Strümpfe anzieht (vgl. S. 14/ 15). Der erste Teil hat jedoch überwiegend zeitneutrale Erzählstrukturen, was an vielen Beispielen deutlich wird. Ein Beispiel hierfür wäre die Situation, als Michael sich übergeben muss und Hanna ihm hilft (vgl. S. 6). Repräsentative Textstellen für ein weitgehend zeitneutrales Erzählen sind u. a. die Beschreibungen als Michael Kohle holt (vgl. S. 24) und der Dialog im Bett (vgl. S. 34/ 35).
Obwohl der erste Teil überwiegend zeitneutral gestaltet ist, gibt es dennoch einige Szenen, die eher zeitraffend geschrieben sind. Ein gutes Beispiel dafür ist etwa die Stelle, als Hanna Michael verlassen hat (vgl. S. 80) und er drüber sinniert, wie er die darauf folgende Zeit verbracht hat.
Nach dem ersten Teil wird ein Zeitsprung vollzogen. Der zweite Teil (vgl. S. 83- 158) beginnt mit einer stark gerafften Darstellung der Ereignisse von 1958- 1965 (vgl. S. 83- 86). So wird der Bezug zum Jahr 1965 hergestellt, in dessen erster Jahreshälfte die Gerichtsverhandlung gegen Hanna Schmitz stattfindet. Im zweiten Teil wird also der thematische Schwerpunkt auf die ein halbes Jahr andauernde Gerichtsverhandlung gelegt. Dieses Ereignis wird wieder sehr detailliert und ausführlich beschrieben, sodass durchaus einige dehnende Längen entstehen. Dennoch ist auch der 2. Teil tendenziell zeitneutral gestaltet, was besonders gut an den Dialogen im Gericht (vgl. S. 91/ 106- 108/ 111/ 124) zu sehen ist. Um die Pausen zwischen den einzelnen Verhandlungstagen zu füllen, wurden zumeist leicht zeitraffende Teilstücke (vgl. S. 101/ 140 oben/ 144) eingefügt.
Auch die Überleitung zum dritten Teil (vgl. S. 159 - 207) gelingt durch eine solche Textstelle.
Der 3. Teil behandelt einen Zeitraum von 28 Jahren, nämlich ab Prozessende im Jahr 1965 bis zu Michael Bergs Entschluss, im Jahr 1993 seine und Hannas Geschichte aufzuschreiben.
Durch die stark geraffte Beschreibung der Geschehnissen werden viele Dinge, zum Beispiel seine Heirat (vgl. Seite 164) und seine fünf Jahre später folgende Scheidung (vgl. Seite 165) nur plakativ genannt und kaum näher erläutert. Dies lässt ein schnelles Überfliegen der eher unbedeutenden Lebensphasen Michael Bergs zu.
Doch auch hier werden thematische Schwerpunkte gesetzt, die wichtigen Ereignisse von zentraler Bedeutung für Michael Bergs Leben weitgehend zeitneutral dokumentieren (vgl. S. 169, der Dialog bei der Beerdigung des Professors; S. 196/ 197, der Dialog mit der Gefängniswärterin; S. 200- 204, sein Besuch bei der Jüdin in New York).
Der Roman ist überwiegend im Präteritum verfasst, da es sich um ein aufgeschriebenes, in der Vergangenheit stattgefundenes Erlebnis Michael Bergs handelt. Signifikante Beispiele für einen fast durchgängigen Gebrauch des Präteritums lassen sich unter anderem während der Gerichtsverhandlung (vgl. S. 87/ 88), bei seiner (M. B.) Erinnerung an Hanna (vgl. S. 141), und bei seiner Studiumsbeschreibung (vgl. S. 159) finden.
Das darüber hinaus bei den Dialogen verwendete szenische Präsens, (vgl. S. 55/ 56, der Dialog während der Osterferien im Hotel/ S. 69, der Dialog im Bett/ S. 188, als Michael Berg Hanna im Gefängnis besucht), dient dazu, das Erlebte zu veranschaulichen und beim Rezipienten die Illusion der Unmittelbarkeit zu erzeugen. Im Verhältnis gesehen wird jedoch weitaus mehr Präteritum gebraucht, da die Dialoge nur etwa 15- 20% des gesamten Textes ausmachen.
Insgesamt gesehen muss man also feststellen, dass die erzählte Zeit wesentlich länger ist als die Erzählzeit. Dies wird dadurch ermöglicht, dass der Roman eher zeitneutral bis zeitraffend gestaltet ist, abgesehen von einigen Ausnahmen, die ein leichtes Überschauen des Geschehens für den Leser ermöglicht

Davina Wischnewski
Gesa Breckweg
Eva Blomendahl
Karin Miosga

Epische Räume  

Des Weiteren scheint es durchaus auch interessant zu sein, die epischen Räume im Hinblick auf den Erfolg des Romans näher zu untersuchen.
Dabei empfiehlt es sich, zwischen Lokalitäten und Landschaften zu unterscheiden.
Es fällt auf, dass auf den gut 200 Seiten zwar durchaus mehrere Handlungsorte aufzufinden sind (vgl. 90ff. S.104), jedoch nur wenige ausführlich beschrieben werden (vgl. S.13 ff., S. 65). Greift man sich ein Beispiel heraus, so bietet sich insbesondere die Wohnung Hannas an! Neben der genauen Beschreibung des Treppenhauses und der Fassade wird besonders die Küche in den Mittelpunkt gerückt; so wird diese als der größte Raum der Wohnung beschrieben. In ihm befinden sich ein Herd, eine Spüle, eine Badewanne und ein Backofen sowie ein Tisch zwei Stühle, ein Kühlschrank, ein Kleiderschrank und eine Couch (vgl. S.13 Z. 8-16). Es gibt keine Fenster, sondern das Licht fällt durch die auf den Balkon führenden Scheiben der Tür. Zudem hört man die Schreinerei im Hof.
Die Beschreibung ist jedoch sehr neutral und nur auf Gegenstände bezogen. Der Leser kann sich das Zimmer bildlich genau vorstellen, erfährt jedoch nichts über die Gefühle des Erzählers, die er mit diesen Dingen verbindet. Andere Lokalitäten wie z.B. die Straßenbahn (vgl. S.45), der Gerichtssaal, wo sich zum größten Teil der zweite Teil des Romans abspielt (vgl. S.90), das Arbeitszimmer des Vaters (vgl. S.135) oder das Zimmer des Richters (vgl. S.153), der Skiurlaub (vgl. S.159), sowie das Gefängnis (vgl. S.184) werden nur plakativ benannt.
Betrachtet man nun näher die Ausführungen zu den Landschaften, so lassen sich durchaus mehrere detaillierte Darstellung finden (S. 125, S. 148, S. 93). Beschreibungen, wie z. B. „ in der Nacht stürmte der Wind ums Haus. Mir war nicht kalt, und das Heulen des Winds, das Knarren des Baums vor dem Fenster...“, sollen einerseits die Gefühle der einzelnen Personen unterstützen sowie vielleicht auch eine gewisse Stimmung erzeugen; in diesem Fall die Dramatik und Spannung. Bei der Landschaftsbeschreibung fällt ebenfalls auf, dass der Erzähler sie anders beschreibt, wenn er alleine etwas unternimmt, als ob er mit Hanna zusammen ist. Ist er mit Hanna zusammen, so wird die Landschaft nur in einer Aufzählung dem Leser veranschaulicht (vgl. S. 53). Geht er jedoch alleine in die Natur, so wird sie ausführlich beschrieben (vgl. S. 125 ff.). Der Leser erfährt dabei etwas über die Gefühle des Erzählers.
Insgesamt lässt sich feststellen, dass den epischen Räumen ein nicht so großer Stellenwert eingeräumt wird. Im Vordergrund stehen folglich Abläufe und Diskussionen sowie offene Fragestellungen.

Christina Beckmann
Eva Rietkötter
Miriam Hake
Johanna Adler

SPRACHANALYSE

Bernhard Schlink nutzt für seinen Roman „Der Vorleser“ eine recht variantenreiche Sprache, was sich an zahlreichen Beispielen belegen lässt.
So ist die im ersten Kapitel (Seite 5-7) angewandte Sprache sehr kindlich, das heißt, kurze, einfache Sätze „Als ich fünfzehn war, hatte ich Gelbsucht. Die Krankheit begann im Herbst und endete im Frühjahr.“(vgl. S. 5 Z. 1, 2). Dies ist ein Zeichen dafür, dass der Ich - Erzähler Michael Berg zu diesem Zeitpunkt erst fünfzehn Jahre alt ist und sein Denken und Verhalten eher dem eines Kindes als dem eines Erwachsenen entsprechen.
Mit Beginn der Beziehung zu Hanna scheint sich bei ihm jedoch eine  körperliche, aber auch geistige Entwicklung, zu vollziehen, was nicht zuletzt an der Sprache deutlich wird. Es entsteht hier zwischen dem ersten Kapitel und dem restlichen Roman ein wesentlicher sprachlicher Bruch. So ist der Roman im Folgenden in einer zwar durchaus variantenreichen, dem Leser aber leicht verständlichen, Sprache geschrieben. Lange und kurze Sätze wechseln sinngemäß, wobei auffällt, dass wenn Michael von Hanna bzw. von den Erinnerungen an ihre primär sexuelle Beziehung und damit indirekt von seinen Gefühlen für sie spricht, verhältnismäßig lange Sätze gebraucht werden, z. B. „ Oft habe ich an ihr geschnüffelt wie ein neugieriges Tier, habe an Hals und Schultern angefangen, die frisch gewaschen rochen, habe zwischen den Brüsten den frischen Schweißgeruch eingesogen, der sich in den Achselhöhlen mit dem anderen Geruch mischte, fand diesen schweren, dunklen Geruch um Taille und Bauch fast pur und zwischen den Beinen in einer fruchtigen Färbung, die mich erregte, habe auch ihre Beine und Füße beschnuppert, die Schenkel, an denen sich der schwere Geruch verlor, die Kniekehlen, noch mal mit leichtem frischem Schweißgeruch, und die Füße, mit dem Geruch von Seife oder Leder oder Müdigkeit.“ (vgl. Seite 185 Zeile 14-25).
Generell wird alles, was Hanna betrifft, wesentlich intensiver beschrieben als andere Themenbereiche. Diese Verwendung der Sprache zeigt Michaels starke Zuneigung, aber auch seine deutliche Abhängigkeit von Hanna. Im Gegensatz hierzu werden andere Dinge wie z. B. Informationen über seine Schulzeit, sein Studium und auch über seine kurze Ehe, die nichts mit Hanna zu tun haben, eher nüchtern und kurz abgehandelt, was sich auch an der Kürze der Sätze erkennen lässt, z. B. „Ich habe als Referendar geheiratet.“ ... „ Wir heirateten, als Gertrud ein Kind erwartete.“ (vgl. S. 164 Zeile 1- 8). So lässt sich vermuten, dass er nur zu Hanna eine wirklich bedeutsame emotionale Bindung aufgebaut hat, da er weder über seine Frau oder seine Tochter noch über frühere Freundinnen so eingehend spricht wie über Hanna.
Hier fällt allerdings ins Auge, dass Michael Hanna nie direkt, sondern nur implizit beschreibt. Alles, was der Leser an Eigenschaften von Hanna erfährt, muss er den Beschreibungen Michaels entnehmen. Hier gelingt es Bernhard Schlink, dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich ein eigenes Bild von Hanna zu machen, ohne sich von konkreten Aussagen beeinflussen zu lassen. So wird beispielsweise weder eindeutig gesagt, dass Hanna attraktiv sei, noch wird sie mit speziell genannten Charaktereigenschaften beschrieben.
Ansonsten birgt der Text kaum sprachliche Besonderheiten. Dialoge und Monologe sind stimmig in den Verlauf eingebunden, genauso wie die Fragen, die Michael sich selbst stellt, welche aber meist unbeantwortet bleiben: „Wie kam ich dazu, ihn zu Scham zu verurteilen?“ (vgl. Seite 88 Zeile 14), „Hatten auch andere den Vergleich gezogen? Wusste Hanna davon, erinnerte sie sich daran und war sie darum betroffen, als ich sie mit einem Pferd verglich?“ (vgl. Seite 115 Zeile 22-24). Diese Fragen dienen dem Leser als Hilfe, bzw. sind ein Denkanstoß, um sich über nicht bedachte Dinge ein Bild zu machen.
Ebenfalls sind die häufigen asyndetischen Reihungen recht auffällig , die  hauptsächlich genutzt werden, wenn Michael von Hanna spricht: „Sie balancierte auf einem Bein, stützte auf dessen knie die Ferse des anderen Beins, beugte sich vor, führte den gerollten Strumpf über die Fußspitze, setzte die Fußspitze auf den Stuhl, streifte den Strumpf über Wade, Knie und Schenkel, neigte sich zur Seite und befestigte den Strumpf an den Strumpfbändern.“ (vgl. Seite 15 Zeile 7-13).
Insgesamt ist der Roman in einer leicht verständlichen und doch sehr variantenreichen Sprache gestaltet. Fachbegriffe und komplexe Satzkonstruktionen werden eher selten genutzt, was den Text aber nicht weniger interessant macht. Besonders auffällig ist, dass die genutzte Sprache sehr stark von Michaels Beziehung zu Hanna geprägt und dominiert wird, was die inhaltliche Rolle dieser Beziehung noch unterstreicht. So ist sowohl Michaels Entwicklung als auch seine Abhängigkeit von Hanna an der Sprache abzulesen.
Abschließend lässt sich sagen, dass es Bernhard Schlink gelungen ist, einen Roman zu schreiben, der so gut wie jedem verständlich ist und trotzdem nicht langweilig oder einfach wirkt und dass er Thema und Sprache in einen sensiblen Zusammenhang gebracht hat, der den gesamten Roman eindrucksvoll gestaltet.

Anna Lena Abing
Katja Lünnemann
Sara Huber
Kerstin Jenschke